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Geschichtsstunde - Wie die Medizin nach Wien

veröffentlicht am 25. Oktober 2014 von studymed

Meinen heutigen Beitrag will ich der Geschichtskunde widmen.

Ja, Geschichte.

Keine Sorge, ich will niemanden zum akademischen Fremdgehen anstiften, wir bleiben in der Medizin. (Sonst könnten wir ja auch gemütlich auf der Hauptuni studieren und uns den blöden Aufnahmetest sparen.)

Ich wurde vor Kurzem von der Tatsache fasziniert, dass die medizinische Lehre in Wien schon vor über 600 Jahren ihre Anfänge nahm. Ja, man könnte sogar so weit gehen, Wien als die Wiege der modernen medizinischen Forschung zu bezeichnen. Und das im Mittelalter. Es gab sie schon 1365, die Medizinische Fakultät Wien, aber erst als MariaTheresia das Sagen hatte und den Holländer Gerard van Swieten (Aaaaah der!) nach Wien beorderte, der die erste Wiener Medizinische Schule gründete, wurden wir international gefragt. Ein Haufen gescheiter Leute, nach denen später alle möglichen Sachen benannt werden sollen, folgte zwecks Lehre und Forschung.

Wurde bis dahin mal hier mal dort gelernt und gelehrt, bekam Wien 1784 mit dem neu errichteten (Alten) AKH ein Forschungszentrum. Im folgenden Jahrhundert wurde die Grundlagenforschung ausgebaut und die erste Haut-, Augen- und HNO-Klinik der Welt (!) eröffnet.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren wir Weltmeister. Der medizinische Olymp war Wien, hier erklärte Clemens von Pirquet, es gäbe etwas, das nennt sich Allergie und die von Bernhard Gottlieb gegründete Wiener Schule der Zahnmedizin hatte ihre Hochphase. Alle Welt kam nach Wien um zu lernen.

Damit war dann, wie mit vielen schönen Dingen, plötzlich Schluss - im Jahr 1938. Mehr als die Hälfte der Lehrenden und Ärzte verschwand aus Wien. Darunter die renommiertesten und erfolgreichsten Wissenschaftler ihrer Zeit.

Folge war ein grober Ärztemangel zu einer eher ungünstigen Zeit. Noch drastischer ging der „personelle Aderlass“ (Wikipedia) weiter als der Krieg endlich aus war, da es nun der anderen Seite an den Kragen ging und sich die Fakultät der ehemals aktiven Nazis entledigte - 75 Prozent der Mediziner. Die Wiener Medizin hat ihre Leute und ihr glänzendes Image verloren. Ein mühsamer Wiederaufbau begann, eine neue Generation Lehrender und Lernender musste herangezogen werden.

Im Jahr 2004 wurde die ehemalige Medizinische Fakultät Wien zur autonomen Medizinischen Universität Wien so wie wir sie kennen. Heute bildet sie fast 7 500 Studenten aus und ist damit die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum.

Also. Ist doch interessant, oder?

Nur damit ihr wisst, worauf ihr euch da einlasst…