Phineas Gage war ein Vorarbeiter in einer amerikanischen Eisenbahngesellschaft im 19. Jahrhundert. Traurige Berühmtheit erreichte er durch einen Unfall, der sich im Jahre 1848 ereignete. Bei einer von ihm durchgeführten Sprengung durchbohrte eine ca. 1,1 Meter lange und 3 cm dicke Eisenstange seinen Schädel. Sie trat unterhalb seines linken Wangenknochens ein und oben am Schädel wieder aus, wobei sein linker präfrontaler und orbitofrontaler Cortex zerstört wurden.
Durch die Stärke der Explosion wurde die Eisenstange 30 Meter weit geschleudert und Gage kam auf dem Rücken zu liegen. Sonderbarerweise blieb Gage während des Unfalls bei Bewusstsein und konnte sogar den Unfallhergang beschreiben. Er überlebte den Unfall und schien, bis auf den Verlust seines linken Auges nach kurzer Zeit wieder gesund.
Wenn auch für Gage traumatisch, so war der Unfall für die Neurowissenschaften ein Glücksfall. Obwohl seine intellektuellen Fähigkeiten, einschließlich Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Sprachfähigkeit, Intelligenz, Gedächtnis und Motorik völlig intakt waren, kam es doch zu einer sehr interessanten Veränderung. Aus dem besonnen, ausgeglichenen und überlegt vorgehenden Gage wurde ein impulsiver, launischer und unberechenbarer Mensch.
Dieses Krankheitsbild wird heute als Frontalhirnsyndrom beschrieben.